Symbiokultur – einfach erklärt

Moderne Landwirtschaft steht seit Jahren in der Kritik einer der wesentlichen Umweltzerstörer zu sein. Der Boden wird als Substrat betrachtet, welcher unter allen Umständen zu liefern hat. Der Einsatz von Agrochemie ist ein wesentlicher Faktor, um bei einer solchen Sichtweise erfolgreich zu sein. Die Konsequenzen sind teilweise dramatisch. Der Boden verliert vollkommen die eigene Fruchtbarkeit. Erosion, Klimaschädigung und minderwertige Agrarerzeugnisse sind die Folge.

Symbiokultur versteht sich als Anbau in Symbiose. Versteht man die Anbaufläche als Teil der ökologischen Nische die man nutzt, so bestehen sehr viele Wechselwirkungen zwischen der Anbaufläche und der Nische selber. Die Art und die Qualität dieser Wechselwirkungen bestimmt, ob die angebauten Pflanzen in Symbiose mit ihrer Umgebung stehen oder nicht.

Wer Land bebauen will muss sich bewusst werden, dass er einen Raum in Anspruch nimmt der sich selbst erhält. Das Land sollte als ökologische Nische verstanden werden, die ihr eigenes Gleichgewicht hat. In dem Moment wo Land bestellt wird, beginnt ein Prozess, der das ganze Gefüge der Nische wesentlich verändert. Soweit gehend, dass der Anbau zu einem regelrechten Kampf gegen die Natur werden kann (klassische Landwirtschaft).
Letztlich sogar ein Kollaps der Nische bedeuten und das umliegende Land mitreißen kann.

Die Symbiokultur baut darauf auf zuerst seine Nische zu verstehen. Welche Eigenschaften hat das zu bestellende Land? Welche Schwächen/Altlasten liegen vor und welche Vorzüge? Wie sind die klimatischen Verhältnisse und wie ist der Boden beschaffen? All diese Fragen stellen sich und definieren das Potential der Nische. Die Natur findet immer einen Weg, in egal welcher Nische, Leben zu ermöglichen. Doch wenn Land für landwirtschaftliche Zwecke dient, sollte der Ertrag / Ernte das Resultat dessen sein, was die Nische leisten kann – Und nicht ein mit Gewalt anhand synthetischer Agrochemie entrissener Gewinn, der letztlich in kurzer Zeit zum Kollaps der Fruchtbarkeit der Nische führt.

Symbiokultur ist ein System, bei dem die Nische in eine optimale Situation gestellt wird. Um dies besser zu erläutern, beschreiben wir den Ursprung der Symbiokultur.

Das Amazonasbecken gilt als grüne Lunge des Planeten, die eine unvergleichliche Artenvielfalt beherbergt. Man könnte vermuten, dass der Boden dort besonders fruchtbar ist. Wer sich jedoch mit den verantwortungslosen Rodungen im Amazonas auseinandersetzt stellt fest, dass die entwaldeten Flächen schnell erodieren und der Boden deshalb nicht fruchtbar ist. Es entsteht eine Steppenlandschaft, die nichts mit dem ursprünglichen Regenwald gemeinsam hat.
Das ausgeklügelte Zusammenspiel der Erosion der Anden, welche Nährstoffe in die Flüsse des Amazonasbecken einleiten, hat mit dem tropischen Klima und den enormen Wassermassen / regelmäßigem Regen über Jahrtausende diese grüne Lunge geschaffen. Die Ureinwohner des Amazonasbeckens mussten sich der Herausforderung stellen, dass Ackerbau auf jenem Boden nicht erfolgreich war. Sie schafften es aber dennoch. Und die Art und Weise wie sie das erreichten, lässt uns in der modernen Welt vor Ehrfurcht staunen. Heute sind 10 % der Amazonasbeckenfläche mit den fruchtbarsten Böden der Welt ausgezeichnet. Diese Böden nennen sich Terra Preta Böden und wurden über Jahrhunderte von den Ureinwohnern geschaffen.

Der gelbe Lehmboden, der typisch ist für das Amazonasbecken, sieht in diesen Terra Preta Böden ganz anders aus. Er weist eine Humusschicht von bis zu 2 Metern aus. Er verbackt nicht bei großer Hitze und sein Wasserhaltevermögen übersteigt ein Vielfaches aller bekannten Böden.
Die Bodenflora und Fauna ist dermaßen vielfältig und aktiv, dass die Fruchtbarkeit maßgeblich davon bestimmt wird. 
Der sogenannte anthropogene Boden. Von Menschen geschaffener Mutterboden. 
Lange Zeit wurde in Brasilien dieser Boden abgetragen und verkauft. Seine Fruchtbarkeit ist dort legendär. In den 90er Jahren wurde das Abtragen verboten und es begann die Erforschung der Entstehung dieser Terra Preta Böden. Einerseits kam das Verständnis wie diese Terra Preta zusammengesetzt sind und was seine Fruchtbarkeit ausmacht. Zum anderen kam die Erkenntnis, dass es nicht alleine der Boden, sondern auch die Anbaumethoden und das Klima ist, welches für die extremen Erträge sorgt. Die Ureinwohner hatten verstanden, dass der Eintrag von pyrolytischer Kohle und Kompost sowie Mist eine ganz neue Bodenaktivität auslöste. Der gelbe Lehmboden verändert sich in kurzer Zeit zu einem äußerst fruchtbaren Boden, der sich selbst auch noch langsam vermehrt. Der Eintrag von pflanzlicher pyrolytischer Kohle stellt die Basis dar. Dieser Eintrag lockert zum einen die durch den Lehm sehr kompakte Bodenstruktur massiv, zudem bindet es Wasser. Die wesentliche Eigenschaft ist, dass sich ganz neue Bakterienstämme ansiedeln können, welche die Mineralien im Boden umwandeln und Nährstoffe den Pflanzen verfügbar machen. Der Eintrag von Kompost und Mist beschleunigt das etablieren der neuen Bodenflora. Als Konsequenz entsteht eine ganz neue Bodenfauna. Wer sich mit humushaltigen Böden auseinandersetzt weiß, dass der Eintrag von sich langsam verrottenden organischen Substanzen den Erhalt des Bodens ausmacht. Die pyrolytische Kohle zersetzt sich nicht, sie kann als eine neutrale Stützstruktur verstanden werden. Die Porosität der Kohle ist maßgebend für die Aktivität der Bodenflora. Ernüchterung trat ein, als man begann Terra Preta aus Brasilien in kältere Klimazonen im Landbau anzuwenden. Die Bodenflora brach zusammen. Schnell wurde klar, dass eine dem Klima angepasste Flora den Ausschlag gibt. Die Erfolge stellten sich wieder ein, als Klima angepasste Bodenfloren einsetzt wurden. Er hatte aber nicht dieselbe Qualität wie der Terra Preta aus Brasilien. Der Eintrag an organischem Material fehlte. 

Der Dschungel trägt jährlich enorme Mengen pro m² an Laub und organischem Material ein, welches die Bodenflora auf einem Höchstmaß versorgt. An sich ist das die perfekte Nutzung der Photosynthese. Denn das Sonnenlicht zusammen mit CO2 und Wasser bilden Zucker / Cellulose, die als Laub (Nährstoff) letztlich auf den Boden fällt und dann der Bodenflora als Nährstoffquelle dient. So wird das Sonnenlicht mehrfach genutzt. Denn was die Sonnenenergie in den Pflanzen an Wachstum bewirkt, kommt mit dem Laub als organisches Material in den Boden und ernährt die Flora. Somit wird klar, dass Bäume wesentlich sind für den Erhalt des Bodens. Zudem entdeckten wir, dass auch Sträucher und Kräuter einen wesentlichen Beitrag leisten, denn sie gehen selber Symbiosen mit Pilzen und Bakterien im Boden ein, stabilisieren das System und erweitern es.

Eine weitere Variante ist die silviopastorile Nutzung der Symbiokultur. Ab einer Grösse von 4-5 Metern (3-5 Jahren je nach Art) lassen sich Schafe, Rinder und Pferde sehr gut halten. Man sät entsprechende Gräser und Pflanzen aus, die den Tieren als Futter sowie als Symbiosepflanzen im System dienen. Mit einer geschickten Koppelwirtschaft steigert sich die Fruchtbarkeit des Systems durch den Dungeintrag der Tiere sehr stark, was eine sehr rentable Getreide- und Gemüseproduktion ermöglicht.

Sekundärpflanzen sind die Hauptsäule in der Symbiokultur. Sie weisen meist kaum einen Marktwert auf, sind jedoch Voraussetzung für das Etablieren der verschiedenen Symbiosen. Wir haben dazu eine eigene Samenbank aufgebaut, welche wir bei der Anlegung einer Symbiokultur gezielt nutzen.

Ein ebenso wichtiger Faktor spielt die Imkerei im Symbiokultursystem. Zum einen ist so das Selbstversamen der Sekundärpflanzen gesichert, zum anderen liefern Symbiokultursysteme in Uruguay 345 Tage im Jahr Nektar. Was ein Einfüttern praktisch unnötig macht. Seit 10 Jahren betreiben wir erfolgreich eine Bioimkerei. Durch den Anbau von Essenzpflanzen und einer strikten Selektion von Bienenrassen haben wir keine Varroa in unseren Völkern. Da wir keine Medikamente gegen die Varroaplage einsetzen müssen, ernten wir einen unvergleichlichen, hochwertigen Honig.

Wie funktioniert Symbiokultur?

Die oben genannten Prinzipien sind das Fundament der Symbiokultur.

Aufforstung in Reihen, Auswahl der Bäume & Kulturpflanzen 
In der Praxis wird in breiten Reihen aufgeforstet. Die Ausrichtung auf Wind, Sonnenstand und Bodengefälle ist ein wesentlicher Aspekt der zu berücksichtigen ist. Die Wahl der Baumarten und die Zusammenstellung, wie welche Arten vergesellschaftet werden, hängt vom Klima und der Geologie des Bodens ab. Diese Aufforstung wird in Reihen gegliedert, so dass eine Bewirtschaftung maschinell möglich wird. 
Wobei nur leichte Maschinen eingesetzt werden. Schwere Geräte, die den Boden verdichten, sind schlicht nicht nötig. Zudem werden zwischen den Bäumen, Sträucher und Pflanzen gepflanzt, die mit der Bodenflora Symbiosen aufbauen. Der Eintrag der pyrolytischen Pflanzenkohle hängt in der Menge von der Art des Bodens ab. Zuletzt wird die Bodenflora in den so vorbereiteten Boden eingetragen. Binnen einem Jahr startet dieser Boden seine Aktivität und stabilisiert das Mikroklima der Nische, die man landwirtschaftlich nutzen will und steigert so die Fruchtbarkeit.

Langfristig entstehen Edelhölzer, kurzfristig Nussfrüchte uvm. 
Zwischen den Baumreihen lassen sich alle Kulturen anbauen, die das lokale Klima zulässt. 
Die Bäume haben mehrfachen Nutzen, sie ermöglichen das System per se. Zudem liefern sie Wert- und Edelholz als langfristige Investition und kurzfristig sekundäre Produkte wie Früchte, Nüsse, Öle und mehr. 

Ökologisches Gleichgewicht 
Die Fauna ist zudem in solchen Systemen 
viel ausgewogener. Es siedeln sich Tiere, Vögel und Insekten an und diese bilden wiederum Gleichgewichte, die wir benötigen, damit in Symbiokultursystemen keine Plagen auftreten. Das Durchmischen der Baumreihen mit verschiedenen Baumarten blockt effizient auch typische Monokulturerkrankungen der Bäume und der angebauten Pflanzen

Baumreihen verhindern Austrocknung 
Bäume binden und ziehen 
Wasser an. Was gerade bei den aktuellen Klimaschwankungen mit langen Trockenperioden ein enormer Vorteil ist. Die Bodenbearbeitung erfährt in einem etablierten Symbiokultursystem kein pflügen mehr, sie reduziert sich wesentlich und wird mit entsprechenden Werkzeugen, die den Boden vor Kompaktieren und Erosion schützen, schonend durchgeführt.

Hohe Erträge ohne Agrochemie 
In der Symbiokultur ist der Einsatz von 
jeglicher Agrochemie schlicht nicht nötig. Selbst bei schwachen Böden etablieren sich konstante Erträge, die sich im Verlauf der Zeit beträchtlich steigern, da der Kulturboden an Masse zunimmt. Letztlich haben wir mit dem Symbiokultursystem nicht ein neues System entwickelt, sondern bestehende über Jahrhunderte, sogenannte Etagenanbausysteme etabliert, optimiert und an die verschiedenen Klimazonen angepasst. Wer Symbiokultur betreibt, kommt um Kulturen zwischen den Baumreihen nicht umhin. Dies ist nicht nur ein wesentlicher Bestandteil des Systems, sondern auch wirtschaftlich äußerst ertragreich. Es können per se alle einjährigen wie mehrjährigen Kulturen angebaut werden. Der Aufbau der Nischenfruchtbarkeit im System schlägt sich früh in hohen Erträgen bei diesen Kulturen nieder. 

Unser Spezialgebiet sind Essenz und Kräuterkulturen 
Essenzpflanzen, 
Kräuter, Fruchtplantagen – selbst Gemüse und Getreide weisen hohe Erträge und sehr hohe Qualität der angebauten Produkte auf. Mit Getreide und Gemüseanbau haben wir hervorragende Erfahrungen gemacht. Silviopastoril eignet sich im Wechsel mit Getreide und anderen einjährigen Kulturen.

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